Prof. Dr.-Ing. Dominik Kueres im Gespräch

Dr. Ulrich Lotz:

Heute zu Gast ist Professor Dominik Kueres, seit diesem Jahr der Koordinator und Leiter des Technischen Fachprogramms für die BetonTage. Eine Aufgabe, die er von Professor Hans Joachim Walter übernommen hat, der das 20 Jahre betreut hat. […] Wir freuen uns sehr, dass wir einen jungen Kollegen gefunden haben, der einfach auch so ein bisschen neue Ideen in den Wandel der Veranstaltung reinbringt. Das Motto für 2024 ist „Transformation gestalten“. […] Erste Frage: Das Format BetonTage, was bedeutet das für Sie und wie soll sich das auch ein Stück weit darstellen und entwickeln?

Prof. Dr.-Ing. Dominik Kueres:

Ja, erstmal vielen Dank für die Einladung, ich freue mich sehr in der neuen Funktion tatsächlich hier zu sein. Ja, die BetonTage […] sind mir immer in sehr guter Erinnerung geblieben und auch jetzt, lange Zeit ist es her, dass ich promoviert habe, komme ich eigentlich wieder gerne jedes Jahr dahin, weil das für mich wie so ein altes Klassentreffen ist. Man trifft sehr viele ehemalige Wegbegleiter, das sind jetzt ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter, die über die ganzen Lande verstreut sind, die man dann wenigstens einmal im Jahr trifft und sich austauschen kann.

Aber auch viele Kontakte, die überhaupt erst durch die BetonTage zustande gekommen sind und auch immer noch zustande kommen. Ich treffe jedes Jahr neue spannende Leute, mit denen man sich gut austauschen kann und dann freut man sich auch, sich spätestens im Jahr darauf wiederzusehen.
[…] Das ist eine sehr wichtige Veranstaltung aus meiner Sicht und so in Deutschland auch einzigartig.

Von den Themen her muss ich sagen, finde ich es immer gut, dass da ein großes Spektrum angeboten wird. Es ist eigentlich für jeden was dabei: […] für den Tragwerksplaner, für den Werkstoffkundler, für die Bauwirtschaft, für die Zulieferindustrie. Und das hat der Herr Walther in den vergangenen Jahren oder Jahrzehnten immer super hinbekommen, auch gemeinsam mit Ihnen, da ein sehr gutes Programm auf den Weg zu bringen und ich freue mich, jetzt in seine Fußstapfen treten zu dürfen, auch wenn die natürlich sehr groß sind.

Dr. Ulrich Lotz:

Das Thema „Seriell und Modular“ wird eine Rolle spielen, [..] dann haben wir das Thema RC-Beton in der neuen 1045 in der Normung drin, aber wir werden natürlich auch wieder viele Beispiele sehen, wie man schlanker mit alternativen Bewehrungen (Carbon ist natürlich immer ein großes Stichwort) baut.

Und wir werden, das sage ich auch schon mal, eine Eröffnung haben, die „digital“ zum Thema macht, mal so ein bisschen über den Tellerrand hinaus. Der Vortragende ist Jörg Heynckes, ein Unternehmer und bekannter Keynoter […]. Er wird sagen: “Wir können die Welt nur digital retten, oder gar nicht“.
Wie sehen Sie das als Tragwerksplaner oder Koordinator?

Prof. Dr.-Ing. Dominik Kueres:

Aus Sicht der Tragwerksplanung muss man sagen, gibt es verschiedene Ebenen der Digitalität. Ich sag mal, vor mehreren Jahrzehnten wurde alles positionsstatikmäßig händisch gerechnet, da gab es Tafelwerke, die irgendwie funktioniert haben. Die Gebäude stehen heutzutage immer noch. Dann kam FE, am Anfang wusste keiner so genau, wie macht man das, wie war die Rechnerkapazität, ist heutzutage etabliert, also ohne FE rechnen wir nicht mehr, wir rechnen eigentlich in der Tragwerksplanung nur noch numerisch.

Jetzt haben wir das nächste große Thema vor der Brust, was für die Tragwerksplanung aus meiner Sicht auf jeden Fall deutlich komplexer ist als für andere Fachplaner: BIM. Also wie gehen wir jetzt tatsächlich mit diesen ganzen Informationen sinnvoll in der Tragwerksplanung um?

Aber ich bin mir sicher momentan, der Weg ist relativ steinig und alle Tragwerksplaner, die damit aktuell arbeiten, wissen, da zahlt man im Endeffekt relativ viel Lehrgeld, wenn man so ein Projekt aktuell bewältigt.

Aber in 20 Jahren wird das auch aus meiner Sicht Standard sein, das heißt, wir müssen uns ständig fortbewegen, das gilt für die Tragwerksplanung, Thema BIM zum Beispiel, das gilt aber auch in der Produktion, in der Herstellung, für Fertigungsmethoden und so weiter und sofort.

Dr. Ulrich Lotz:

Ein Stück Transformation ist natürlich das schlankere Bauen, das leichtere Bauen. Wir haben Carbon schon angesprochen, da gibt es jetzt dann die Richtlinie nichtmetallische Bewehrung, die die Handhabung vielleicht ein bisschen einfacher, ein bisschen selbstverständlicher macht. Woran hakt es da noch oder gibt es einfach mentale Barrieren, die Bauweise insgesamt radikal zu verändern?

Prof. Dr.-Ing. Dominik Kueres:

Also mit Carbonbeton, muss ich ganz ehrlich sagen, habe ich mich bisher in meinen Forschungen nicht beschäftigt, aber ich habe immer mal wieder Mäuschen gespielt bei den Kollegen, weil in Aachen Carbonbeton natürlich genau wie in Dresden ein zentrales Forschungsthema ist.

Ich habe in diesem Jahr bei den BetonTagen auch gesehen, wie diese Richtlinie vorgestellt wurde und da waren natürlich doch wieder relativ viele Einschränkungen drin, wann ich es nicht benutzen darf und so weiter und sofort und dann hat man zwar eine Richtlinie, mit der man bauen kann, aber für viele Anwendungsfälle ist die Richtlinie dann wieder doch nicht geeignet oder muss jetzt erst wieder weiterentwickelt werden.

Das heißt, von der Anwendung her, glaube ich, sind wir auch da immer noch ein gutes Stück weg, dass wir wirklich flächendeckend diesen Baustoff verwenden. Aber es gibt sicherlich sehr viele gute Anwendungsfälle, einige Demonstratoren sind ja auch schon hergestellt worden, für die diese Bauweise sicherlich prädestiniert ist und sogar vielleicht besser geeignet als die konventionelle Stahlbeton-Bauweise.

Im Hinblick auf die gedanklichen Restriktionen, das nenne ich es jetzt einfach mal so, von Nutzern und Nutzerinnen ist es natürlich so: wenn ich sehr dünn baue, dann hat man vielleicht auch so ein Gefühl der Nicht-Sicherheit. Weil einfach die Schlankheit von dem Bauteil abweicht, von der Schlankheit, die man bisher kennt. Das heißt, da muss man vielleicht auch erstmal so ein paar gedankliche Barrieren durchbrechen. […] Aber ich denke auch da wird man Mittel und Wege finden, die Gesellschaft dafür schon vorzubereiten, dass die da auch ein bisschen offener rangehen.

Dr. Ulrich Lotz:

Wir haben auch das Wohnungsbau-Thema, das ja bei seriell und modular auch eine stärkere Rolle spielen wird. Wir kommen da politisch nicht mal ansatzweise ran. Kann da das Serielle ein Booster sein, dass wir doch schneller und mehr bauen?

Prof. Dr.-Ing. Dominik Kueres:

Also ich denke es ist der einzige Weg tatsächlich. 400.000 Wohnungen, die da politisch gewünscht sind, die werden sich, glaube ich, in Ortbetonbauweise nur schwer realisieren lassen, wie wir auch aktuell sehen. Und wenn man schon mal einen hohen Grad der Vorfertigung ins Werk legt bei sehr guter Qualitätssicherung, dann ist das definitiv eine Methode, um schneller bauen zu können und wir müssen aktuell schneller bauen, das ist einfach ein Thema.

Dr. Ulrich Lotz:

Ganz klar! Wir haben auch politische Gäste bei den BetonTagen, also zum Beispiel den Referatsleiter Leichtbau, der interessanterweise nicht bei Frau Geywitz, sondern bei Herrn Habeck sitzt: Werner Loscheider wird da sein. Er wird auch diese Förderprogramme vorstellen, wie der Leichtbau auch tatsächlich gefördert wird, und da ist […] die Abrufquote bescheiden, um da reinzugehen. Also das werden wir natürlich zeigen und wir werden viel Architektur auch zeigen, wieder mit nachhaltigen Beispielen mit unseren Kollegen vom IZB […].
Wieder mal drin ist der Leichtbau mit Leichtbeton. Eine etwas andere Herangehensweise an das Thema Leichtbau, da gibt es auch wieder viele neue Anregungen dazu.

Prof. Dr.-Ing. Dominik Kueres:

Ja, also die Einreichungen bis dahin, die sehen da auf jeden Fall schon mal sehr gut aus, so dass wir im nächsten Jahr auch wieder ein vollständiges Podium eigentlich schon überbesetzen könnten, so wie die Einreichungen aktuell sind. Aber Infraleichtbeton oder Leichtbeton allgemein ist natürlich für den Häuslebau eine gute Alternative, wir können einschalige Wandsysteme bauen, die die Energieeinsparverordnungs-Richtlinien dann auch wirklich umsetzen und sparen uns damit viel Sondermüll, indem wir nachher irgendwelche Dämmstoffe auf unsere Häuser draufklatschen.

Also da ist der der Werkstoff Beton ganz anders gedacht: nicht aus dem Konzept „es hat eine hohe Druckfestigkeit, kann hohe Kräfte aufnehmen“, sondern eigentlich genau andersrum gedacht. Sehr sehr clever eingesetzt, man muss halt deswegen immer wissen, wo setze ich welchen Baustoff ein? Für eine Brücke werde ich Infraleichtbeton nicht nutzen können.

Dr. Ulrich Lotz:

Klar, also das spiegelt ja die Vielfalt wider und wir freuen uns schon sehr darauf im Mai zusammen zu sein.
Ich spoiler noch was anderes: Es gibt ja immer den großen Wunsch, vor allem aus dem Ausstellerkreis, wieder in das erste Quartal zu gehen. Und auch das kann man jetzt schon sagen: wir werden 2025 dann den Sprung ins erste Quartal mit Anfang März auch geschafft haben, über das Format diskutieren wir gerade auch, also es ist viel in Bewegung, auch bei den BetonTagen und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Die Details folgen dann noch später, vielen Dank Dominik Kueres.

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