Berlin – Februar 2025 – Die Baustoffproduktion in Deutschland befindet sich weiterhin in der Krise: Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes verzeichnete die Branche im Jahr 2024 erneut ein Minus von 6,5%. Damit hat sich der negative Trend bereits das dritte Jahr in Folge fortgesetzt – insgesamt beträgt der Produktionsrückgang seit 2021 rund 25%.
Besonders hart trifft es weiterhin jene Baustoffhersteller, die stark vom Wohnungsbau abhängig sind. So sank die Ziegelproduktion laut Statistischem Bundesamt allein im Jahr 2024 um 12% und liegt im Vergleich zu 2021 um mehr als 45% niedriger. Auch andere Mauerwerkserzeugnisse wie Kalksandstein und Porenbeton mussten seit 2021 Produktionsrückgänge von bis zu 50 % hinnehmen. Der Negativtrend setzt sich auch in anderen Bereichen der Bauwirtschaft fort: Die Produktion von Transportbeton fiel 2024 um 12% (-29% seit 2021), bei Betonerzeugnissen (inkl. Kalksandstein/Porenbeton) beträgt der Rückgang 5,5% (-26% seit 2021). Von 12 statistisch erfassten Subsektoren des bbs verzeichnen nur drei einen Produktionsrückgang von weniger als 20% seit 2021.
Bedarf an Baustoffen hoch – doch Rahmenbedingungen bremsen Nachfrage
Trotz des massiven Nachfrageeinbruchs ist der Bedarf an Baustoffen für bezahlbaren Wohnraum, energieeffiziente Gebäude und eine moderne Infrastruktur eigentlich groß – doch die Rahmenbedingungen verhindern, dass diese Nachfrage aktiviert wird. Im Hochbau sorgen neben der weiterhin hohen Kostenbelastung durch Zinsen und Baupreise vor allem die Unsicherheit durch ein unzureichendes Förderregime und zu hohe Bauauflagen für Zurückhaltung bei Bauherren. Im Tiefbau führt die vorläufige Haushaltsführung des Bundes für Nachfragezurückhaltung und zusätzliche Verzögerungen bei wichtigen Verkehrsprojekten.
Paradigmenwechsel notwendig – 500 Mrd. Euro-Sondervermögen wird begrüßt
Insofern ist ein Paradigmenwechsel bei den Rahmenbedingungen notwendig. Förderprogramme müssen kontinuierlich zu denselben Fördersätzen laufen, ebenso darf es auf absehbare Zeit zu keinen weiteren Kostensteigerungen durch verschärftes Baurecht kommen. Darüber hinaus muss die Wohnungsbaukonjunktur so schnell wie möglich wieder anlaufen. Dabei könnte der Wohnungsbau durch einen zeitlich befristeten Abschreibungs-Sonderbonus von 3% aktiviert werden. Damit der Gebäudesektor seinen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leistet, sollten die Fördersätze für Maßnahmen an der Gebäudehülle angehoben werden.
Für die sanierungsbedürftige Infrastruktur braucht es eine langfristige Investitionsoffensive mit gesicherter mehrjähriger Finanzierung. Hier ist das im Rahmen der schwarz-roten Sondierungen geplante 500-Milliarden-Sondervermögen für die Infrastruktur ein wichtiges und dringend notwendiges Signal, dass endlich umgesteuert wird. Gleichzeitig müssen allerdings konsumtive öffentliche Ausgaben auf den Prüfstand gestellt und Wachstumsbremsen u.a. bei der Bürokratie abgebaut werden. Darüber hinaus müssen wettbewerbsfähige Energiepreise dafür sorgen, dass energieintensive Produktionsprozesse wie die Herstellung von Baustoffen wieder wirtschaftlicher werden.
Baustoffproduktion dürfte sich 2025 auf niedrigem Niveau stabilisieren
Trotz der immer noch angespannten Lage sind Anzeichen für eine Stabilisierung im Jahr 2025 spürbar. Im vierten Quartal 2024 war bei der Baustoffproduktion mit vier Prozent erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder ein Zuwachs zu verzeichnen. Zudem deutet sich bei den Auftragseingängen im Hochbau nach langer Talfahrt eine Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau an. Für die Stabilisierung und Steigerung der Investitionen im Tiefbau ist es wichtig, dass das Infrastruktur-Sondervermögen schnell an den Start geht. Darüber hinaus gilt der-zeit noch die vorläufige Haushaltsführung, die rasche Verabschiedung eines regulären Haushalts ist daher dringend erforderlich. Alles in allem erwartet der bbs für 2025 unter den aktuellen Bedingungen eine Stabilisierung der Baustoffproduktion auf dem Niveau des Vorjahres.
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Der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V. (bbs) vertritt als Dachverband die wirtschaftspolitischen Interessen der mineralischen Roh- und Baustoffindustrie in Deutschland. Die Branche erwirtschaftet mit 145.000 direkt Beschäftigten einen Jahresumsatz von rund 40 Milliarden Euro. Der bbs ist Mitglied im Bundesverband der Deutschen Industrie sowie in zahlreichen Netzwerken aktiv, darunter die Energieintensiven Industrien in Deutschland (EID), das Bündnis bezahlbarer Wohnraum und Impulse für den Wohnungsbau.
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